7.2.2013 Die Freunde wollen gerade ihre erste große Pause am Donnerstag,
21.4.1988, genießen und haben einen Zeichenblock mit genommen, um ihr
Club-Abzeichen zu entwickeln. „K3 ist doch eine tolle Symbolik, die nicht gleich von allen durchschaut
wird.“ schlägt Julia vor. „Die Drei tiefer gesetzt, wie bei einer Chemischen
Formel!“ „Außerdem verwechselt uns dann niemand mit amerikanischen Rassisten!“
fügt Leona hinzu. Da verbreitet sich wie ein Lauffeuer die Nachricht über den Hof, dass die
Polizei in der Parallelklasse war. Sie haben die Schüler nach Dankwart von
Rüpelbrecht befragt, der seit zwei Tagen vermisst wird. Die Mitschüler stehen
in einer Traube zusammen und reden aufgeregt. Leona, Julia und Patrick belauschen sie. Er fehlt seit Dienstag. Montag
war er noch im Unterricht. Alle dachten, er sei krank. Aber er ist ohnehin
ein Sonderling. Die Oppatschek-Zwillinge fehlen seit dem Gartenhausbrand, was
aber niemand wundert. Julia geht mal jemanden nach den Zwillingen fragen. Die Klassenkameraden
aus der sechsten Klasse sind nur über das Fehlen froh. Die eigene
Klassenkameradin Luise, die in der Gegend der Oppatscheks wohnt, ist in
Werner verknallt. Den hat sie aber seit einer Woche nicht mehr gesehen. Die
Zwillinge hängen Zuhause mit ihren sonstigen Kumpels ab. Der Rest des Tages vergeht endlich und man trifft sich vor der Schule um
zum Schloss rauszufahren. Patrick kann auf seinem neuen Rad schon auf dem
Hinterrad fahren – Angeber. Am Schloss ist das Tor verriegelt. Julia klingelt. Der Diener Daniel
meldet sich. „Hallo, wir hatten beim Transport der Ausstellungsstücke zum Museum
geholfen und weil die Ausstellung ja nun abgesagt ist, wollten wir gerne den
Wolpertinger sehen. “ „Der Freiherr hat momentan andere Probleme. Der junge Herr ist
verschwunden.“ „Oh ja. Haben wir nicht dran gedacht. Aber Sie müssen den Freiherren ja
nicht stören. Sie können uns doch den Wolpertinger so kurz zeigen!“ „Kommt morgen wieder, Kinder!“ „Danke! Bis Morgen, Herr Daniel!“ verabschiedet sich Julia. Sie fahren einen Schlenker zu einer anderen Stelle an der Mauer. Das
Grundstück grenzt an das Testgelände, was die Kaninchen abgefressen haben. Sie klettern über die Mauer und schleichen zum Gärtnerschuppen. Die Tür
ist nicht abgeschlossen. Neben selten benutzten Gartengeräten findet man zwei
Kanister in Russisch beschriftet. Nasenproben ergeben Chloroform und
Ammoniak-haltige Wecklösung. Damit wurden die russischen Kaninchen behandelt.
Sie schnappen die beiden Kanister und verziehen sich wieder. Der Russe muss
im Haus wohnen, hier sind keine Privatsachen. Nachdem die Kanister in Julias Baumhaus untergebracht sind, fahren sie
zur Laubenkolonie. In der Laube der Oppatscheks ist Licht. Julia und Leona
schleichen ran. Werner schläft auf einem Sofa. Sie geben Patrick ein Zeichen,
die Polizei zu rufen. Der läuft los. Vor der Laube steht Werners Mofa. Leise lassen die beiden Mädchen die
Luft aus den Reifen, damit er damit nicht fliehen kann. Das macht aber ein
Pfeifgeräusch. Werner erwacht. Schnell nehmen sie die Ventile mit und
verstecken sich, als der grobe Kerl aus der Laube kommt. Er sieht den platten
Reifen und flucht. Es dämmert bereits. Patrick hat den Kommissar Hubner gleich am Telefon und der macht sich
auch sofort auf den Weg zur Kolonie. Gerade als Werner sich draußen noch
umschaut, sieht man das Blaulicht des Polizeiwagens blinken. Werner flucht
wieder und rennt weg. Leona und Julia verfolgen ihn quer durch die Kolonie
zum Rand des Arbeiterviertels. Mit dem Walkie-Talkie geben sie die Position
an Patrick durch, der den Kommissar mit seinem Auto hinter den Mädels
herschickt. Es geht weiter durch die inzwischen dunklen Straßen bis zu einem
leeren Haus. Patrick selber radelt los. |
21.3.2013 Die Polizei lässt auf sich warten. Vorsichtig folgen sie Werner zum Haus.
Patrick sieht Werner durch ein Kellerfenster in das Haus verschwinden. Er
folgt ihm vorsichtig in das dunkle Innere des Abbruchhauses. Patrick muss
sich erst an das Halbdunkel des Kellerraums gewöhnen, bevor er sich
orientieren kann. Er hört Werner nicht. Er öffnet die Tür auf den Gang. Hier
ist es so dunkel, dass er eine Taschenlampe braucht. Er muss zurück und sich
von Leona eine geben lassen. Dann kann er den Keller erforschen. Überall
liegt Müll. Fußspuren führen durch den Staub den Gang lang zu einer
geschlossenen Tür. Er meldet sich über das Walkie-Talkie. Julia läuft um das Haus. Es ist ein Block mit Innenhof. Sie sucht eine
Einfahrt und geht dort auf den Hof. Hier hat Abbruchfirma Heinemann einige
Gitter aufgestellt, die den Zugang versperren. Sie lauscht erst, dann
schaltet sie ihre Taschenlampe ein, um den dämmerigen Hof abzusuchen, ob
Werner irgendwo aus dem Gebäude herausgekommen ist. Tatsächlich springt eine Gestalt aus den Büschen auf und flieht zum
Bauzaun vor der Einfahrt auf der anderen Seite. Es ist Werner. Sie greift zu
ihrem Walkie-Talkie und ruft die Freunde. „Werner rennt auf der linken Seite durch die Ausfahrt raus! Schnell, ist
die Polizei schon zu sehen?“ Immer wenn es dringend ist, brauchen die
Gesetzeshüter zu lange. Werner springt an den Bauzaun und klettert hinüber. Da meldet sich Leona:
„Die Polizei kommt gerade um die Ecke.“ Als Werner die Ausfahrt hinunter läuft, sieht man an den Wänden den
Widerschein des Blaulichts. Der Kriminelle läuft den Polizisten genau in die
Arme und wird festgenommen. Julia war sofort schnell losgelaufen, wieder außen um den Block herum zu
kommen und Werner abzufangen, jetzt aber erreicht sie mit den anderen Beiden
den Polizeiwagen, als Werner gerade verladen wird. Er schaut sauer zu den
Freunden rüber. Der Kommissar kommt zu den Jungdetektiven und bedankt sich
für die Hilfe. „Durch Eure Walkie-Talkie-Meldung konnten wir den Kerl gleich abfangen. Jetzt
muss er sich für den Einbruch vor Gericht verantworten. Für Euch ist es jetzt
aber sicher Zeit, nach Hause zu kommen, bevor Euch noch jemand vermisst!“
lächelt er. Die Gruppe verabschiedet sich und überlegt, das Abbruchhaus noch heute
Abend nach Dankwart zu durchsuchen. Sie schleichen sich davon und klettern in
den Keller runter. Hier beginnen sie systematisch die Räume zu durchsuchen. An
dem Gang sind unzählige Lagerräume, in denen sich teilweise noch Sperrmüll
befindet. Schließlich kommen sie zu der geschlossenen Tür. Es ist die
Waschküche. Hier hat Werner sein Lager mit Klamotten und Schafsack. Einige
Zeitschriften liegen herum. Sie finden in einer der Waschmaschinen Dankwarts
Schultasche. „Er muss hier irgendwo sein!“ feuert Julia die anderen an. Sie suchen nun in den verlassenen Wohnungen weiter. Im Hochparterre
unweit der Treppe bei der Waschküche ist eine Wohnungstür eingetreten. Im
Schlafzimmer der Wohnung ist ein erst vor kurzem zerbrochenes Bett, was wohl
benutzt wurde. Dankwarts Jacke liegt hier. In den Taschen noch seine Fußball-Tauschbilder.
Hat der Junge auch hier gecampt? Sie laufen noch eine Stunde durch die leeren
Flure, finden aber nichts mehr. „Ich vermute, Werner hat Dankwart erpresst!“ meint Julia. Die anderen
schauen. „Wir haben doch gesehen, wie Dankwart mit den Brüdern abgehangen hat, bis
der entwendete Russenhase in der Laube randaliert hat. Die Brüder meinten
noch, Werner würde ausflippen, wenn er das mitbekommt. Was ist, wenn genau
das passiert ist und Werner zum Beispiel 300 Mark für den Schaden haben will?
Zu seinem Vater braucht der Junge nicht zu gehen. Der hat selber kein Geld.
Vielleicht ist der zu jemand anders geflohen, um sich die geforderte Summe zu
holen. Hat der noch andere Verwandte?“ „Keine Ahnung!“ meint Leona. „Aber meine Tante kennt sich als Reporterin
bestimmt am besten in den schmutzigen Geschichten des Ortsadels aus. Die weiß
bestimmt auch, ob die Rüpelbrechts noch andere Häuser hier haben.“ „Aber jetzt lasst uns schnell nach Hause, bevor Sperrstunde ist.“ Meint Patrick.
Sie radeln heim. Am Morgen des Freitag, 22.4.1988, beginnt der Schultag mit Unterricht,
dann Duschen und zum Schluss Anziehen! – Es ist Schwimmstunde. Als es auf den
Pausenhof geht, gibt es keine neuen Gerüchte über Dankwart. Nach Schulschluss
sausen die Hobby-Detektive sofort zum Redaktionsgebäude des Blitz. Frau
Vanessa Lux ist da und hat auch etwas Zeit. „Hallo Tante Vanessa!“ begrüßt Leona sie. „Kennst Du die Rüpelbrecht-Familie?
Haben die noch anderer Häuser oder Verwandte hier? – Oder in der Nähe?“ Die Reporterin überlegt. „Nun ja, wie sag ich das? Der Baron ist
geschieden. Seine Frau war eine Bürgerliche mit viel Geld. Und die wollte
einen tollen Namen mit Titel haben. Und wovon der Baron das teure Haus und
Grundstück bezahlt, weiß niemand so recht. Es heißt, er ist in zwielichtige
Geschäfte verwickelt!“ Die Freunde schauen sich an. Er lässt russische Spione ihre
Tschernobyl-Hasen bei ihm lagern. „na und irgendwann hat die Elisabeth Schneider, Dankwarts Mutter,
gemerkt, dass Titel doch nicht alles ist und Mann und Sohn verlassen. Sie ist
verschwunden!“ „Wohin?“ platzt es aus Julia raus. „Weg. Sie hat so einen sonnengebräunten Adriano Celentano-Typ getroffen
und ist mit ihm in den Süden!“ „Mit einem Spaghetti nach Südeuropa?“ „Ja. Der Baron wüsste sicher gerne, wo sie genau ist!“ „Und andere Häuser?“ fragt Leona noch mal nach. „Nein, der Baron kann sich sein Schloss schon kaum leisten. Andere
Grundstücke hätte er längst verkauft!“ winkt Tante Vanessa ab. „Danke, Du hast uns geholfen!“ bedankt sich Leona und die Drei
verschwinden. Draußen überlegen sie, ob Dankwart doch im Gartenhaus sein kann. Es gibt
ja auch noch die Sache mit den verschwundenen Russen, denen er einen Hasen
geklaut hat. „Die haben ihr Ding doch durchgezogen und Erfolg gehabt. Das Versuchsfeld
ist abgenagt. Die hätten keinen Grund einen Jungen zu entführen!“ wehrt Julia
die Theorie ab. „Ich denke, der ist auf dem Weg nach Italien zu Mama. Nur
weil Papa nicht mehr mit ihr spricht, muss der Sohn ja nicht auch ahnungslos
sein, wo sie jetzt residiert!“ „Schauen wir in den Gartenschuppen, ob dort noch Spuren von Dankwart
sind!“ meint Patrick. Sie radeln in die Schreberkolonie. Schon von weitem hört man das
Luftgewehr knallen. Die Zwillinge üben wieder, aber Dankwart ist nicht dabei.
Sie biegen ab und suchen den Kommissar Hubner auf. „Wir waren noch mal in den Haus, wo Werner campiert hat und haben im
Waschkeller, wo er geschlafen hat, in einer Waschmaschine die Schultasche von
Dankwart gefunden!“ erklären sie dem erstaunten Polizisten. „Werner hat Dankwart entführt?“ platzt der raus. „Nein, das glaube ich nicht. Ehr, dass er ihm Geld abpressen will und
dafür die Tasche mit dem Fußball-Heft als Pfand genommen hat. Aber was genau
passiert ist, kann nur Werner sagen. Fragen Sie ihn bitte mal?“ bittet Julia. Der Kommissar schaut ungläubig. „Dankwart hat doch mit den kleineren Brüdern im Schrebergarten immer mit
dem Luftgewehr gespielt. Er hat bestimmt was kaputt gemacht und soll es
ersetzen. Und nun will er zu seiner Mutter nach Italien, um Geld zu holen!“ „Ich frage Werner, was er mit Dankwarts Tasche zu schaffen hat! Wartet
hier!“ Kommissar Hubner schnappt sich seine Schlüssel und verschwindet durch
eine Tür in den Nebentrakt der Polizeistation. Nur sein Radio dudelt weiter
Schlager und Popmusik auf NDR 2. |
2.4.2013 Nach einer Stunde kommt der Kommissar wieder. Er schaltet das Radio aus
und erzählt, dass Werner von einem Fremden angesprochen wurde, er solle
Dankwart mal ein paar Tage aus dem
Verkehr ziehen. Der Chef des Fremden hätte noch eine Rechnung mit dem Vater
offen. Dafür hat er Geld bekommen. Also hat er Dankwart mitgeschnackt und ihm
erzählt, dass er zuhause riesenärger bekommen würde. Also hat er einige Zeit
ganz nett mit ihm Karten gespielt. Vorgestern ist er dann einfach weg gewesen. „Ich glaube, der ist bei seiner Mutter! Die ist doch geschieden, oder?“
fällt Julia ein. „Ja, aber sie wohnt im Ausland!“ winkt Hubner ab. „Das ist für einen verzweifelten Jungen doch keine Hinderungsgrund!“ „Aber ich habe doch was gelesen.“ meint der Kommissar und kramt das
Morgenblatt raus. „Hier! Die bekannte Schauspielerin Elisabeth von
Rüpelbrecht besucht ihre Heimatstadt!“ „Bekannte Schauspielerin?“ Vielleicht nicht die Filme, die Jugendliche
kennen. „Und wo wohnt sie?“ „Das kann ich herausbekommen.“ überlegt der Kommissar. Die Gruppe verabschiedet sich und radelt schnell zum Blitz, wo man über
Tante Vanessa den Klatsch-Kollegen Heinrich Dampfschmidt trifft. „Hallo, wissen Sie, wo die berühmte Schauspielerin Elisabeth Rüpelbrecht
abgestiegen ist?“ schießt Leona gleich los. „Elisabeth von
Rüpelbrecht!“ korrigiert der Reporter amüsiert. „Was heißt berühmt?“ „Na, das stand im Morgenblatt!“ wirft Julia dazu. „Ach, das Schundblättchen. Sie ist nicht mal von hier. Die ist einfach
reich und hat sich in einige unbedeutende Filme eingekauft. Dann hat sie den
alten Baron geangelt und überzeugt, sie zu heiraten, hat ihm ein Kind
angehengt und ist recht zügig danach mit dem klangvollen Namen abgerauscht.“ „Und nur weil sonst niemand von hier überhaupt berühmt ist, macht das
Morgenblatt unsere berühmte Schauspielerin aus ihr!“ wundert sich
Julia. „Und wo macht sie hier ihren Besuch? Hat sie Verwandte hier?“ „Nein. Sie ist eine Zugereiste. Sie gastiert im Kempinski-Hotel. Das
Beste ist gerade gut genug für Madame!“ Der Reporter grinst. „Das dürft Ihr
aber nicht weiter erzählen!“ Er schaut alle verschwörerisch an. „Der Baron
ist eigentlich bettelarm. Aber die Mutter zahlt monatlich für den Blagen - äh, Buben.“ verbessert er sich. „Was, der Baron lebt von den Alimenten für den Sohn?“ staunen die
Freunde. „Dann kann es ihm ja nur recht sein, dass die Tussi weit weg lebt
und den Sohn nicht bei sich haben will! Seit wann ist sie hier?“ „Seit vorgestern!“ antwortet der Reporter. „Wir vermuten ja, dass Dankwart mit seinem Vater Streit hatte und zu
seiner Mutter geflüchtet ist.“ erzählt Julia eifrig. Der Reporter schaut
überrascht. „Das ist interessant. Das wäre für den Baron eine Katastrophe!“ murmelt
er. Dann packt er schnell seinen Block und schiebt die Kinder aus seinem
Büro. „Und, konnte Heinrich Euch helfen?“ Tante Vanessa hat ihren Kollegen
gerade aus dem Verlagshaus sausen sehen. „Die Frau von Rüpelbrecht logiert im Kempinski.“ Erklärt Leona. „Und
wahrscheinlich ist Dankwart bei ihr. Immerhin hat er sich genau zu dem Zeitpunkt
bei Werner verdrückt, als seine Mutter hier eingetroffen ist.“ „Das ist ja interessant. Wollt Ihr mit?“ Tante Vanessa zwinkert den
Freuden zu und schnappt ihre Kamera. Dann fahren sie mit Tante Vanessa zum
Hotel Kempinski. Hier hat sich schon eine kleine Gruppe von Reportern
versammelt. Auch Heinrich Dampfschmidt ist bereits unter ihnen. Schließlich
schiebt der Kommissar die Leute ein wenig auseinander und macht für eine
recht hübsche Frau Ende Dreißig Platz. In ihrem Arm steht Dankwart wie ein
Häufchen Elend. Neben den beiden taucht ein sonnenbrauner Südländer auf, der
sicher nicht älter als 25 Jahre ist. Sofort stürmen die Reporter fragend auf
den Jungen ein und wollen wissen, wo er denn gewesen ist und was in der
Zwischenzeit passiert ist. Der Junge will gerade Luft holen, da schiebt die Mutter ihn zurück und
erklärt, dass sie sehr aufgebracht über die Vernachlässigung des Sohnes ist.
Wenn sie das gewusst hätte, dann hätte sie sich nicht so sehr um ihre
Karriere gekümmert und währe früher gekommen, um das Sorgerecht für den
Jungen zu erwirken. Es bricht ein Blitzlicht-Gewitter los. Julia zupft die noch von Erstaunen erstarrte Vanessa wach. „Fragen Sie
doch bitte, ob die Mutter hier wohnen bleibt, bis das Gericht entschieden
hat!“ wispert sie ihr zu. Die Reporterin meldet sich sofort laut zu Wort und
stellt die Frage. „Wir hoffen natürlich, dass es nicht lange dauern wird. Die Situation ist
ja ganz klar und einfach.“ antwortet die Diva schnippisch. Ich denke, der Latin Lover war Werners Fremder!“ meint Patrick und
beobachtet die drei Gestalten neben dem Kommissar. „Das glaube ich nicht. Werner meinte doch, der Fremde hätte von seinem
Chef gesprochen. Aber die Baronin wäre eine Chefin. Ich glaube nicht, dass
jemand wie dieser Enrico Francesco schlau genug wäre, nicht von einer Chefin
zu sprechen!“ winkt Julia ab. „Und wenn sie einfach mit Dankwart abhaut? Sie wohnt in Italien. Da kann
man ihn dann nie wieder befreien, wenn die Mutter hinter der Sache steckt!“
wirft Leona ein. „Er wurde weggeschackt und die Mutter beschuldigt den Vater, die
Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Da ist Dankwart erst einmal in der
Obhut des Jugendamtes. Die werden die Baronin nicht mit dem Jungen aus dem
Land lassen. Da muss erst ein Richter drüber entscheiden und so lange haben
wir Zeit, das Rätsel zu lösen.“ doziert Julia. „Es kann auch sonst jemand
sein, der dem Baron eins auswischen will. Genug Feinde hat er sicher. Und so
geheim ist seine finanzielle Situation ja nun nicht.“ „Dankwart, wer bringt Dir Deine Schulaufgaben?“ ruft Leona dem
Schulkameraden zu. „Dürfen wir Dich morgen besuchen?“ Die Mutter schaut erst
misstrauisch. Dann nickt sie zustimmend und verschwindet mit Sohn und Lover
im Hotel. Die Freunde müssen zum Abendessen ins Internat. Und einige Hausaufgaben
sind auch noch zu machen. Man kann sich aber nicht richtig konzentrieren,
weil die Gedanken doch bei dem Fremden sind. „Deine Tante hat doch ein Foto von der Mutter und ihrem Lover gemacht,
oder?“ Julia schaut Leona an. „Sicher. Lasst uns schauen, ob es schon entwickelt ist.“ Gleich nach dem Abendessen radeln die Drei noch einmal zum Blitz-Verlag.
Die Redaktion ist noch besetzt. Die neuesten Nachrichten müssen gleich
verarbeitet werden. Tante Vanessa hat auch schon das Bild fertig und einen
Abzug für die Freunde. Damit fahren die Freunde zur Polizei und bitten Kommissar Hubner, den
Lover doch mal Werner zu zeigen, ob er den kennt. Der schaut irritiert, ist
dann aber sehr aufgeregt. Sofort lässt er Werner aus seiner Zelle in einen
Verhörraum bringen und die Freunde hinter der Spiegelscheibe zusehen. Werner ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Von dem Großmaul ist
nichts mehr übrig. Als der Kommissar ihm dann das Foto zeigt, springt Werner
auf und beginnt zu fuchteln. „Ja, das ist die Fresse!“ brüllt der. „Das ist der Kerl, der mir das
eingebrockt hat!“ Zufrieden grinsen die Freunde. „Patrick, Du bist richtig gut!“ Sie klopfen dem Kollegen auf die Schultern und machen sich dann schnell
auf den Heimweg. Morgens in der Mensa liest eine Lehrerin den druckfrischen Blitz. Die
Zeitung hat zwei Schlagzeilen: Verschwundener Junge gefunden! Und : Aufruhr
im Kempinski-Hotel. Sie zocken der Lehrerin die Zeitung ab und lesen den
zweiten Artikel. Baron von Rüpelbrecht hat nachts seine Frau aufgesucht und
sich mit der Hotel-Security geprügelt. Er wurde verhaftet. Das war nicht
gerade vorteilhaft für ihn. Gerade wollen die Freunde sich auf den Weg zum Unterricht machen, da
kommt Kommissar Hubner. „Ihr habt heute einige Stunden Schulfrei. Ich denke, ihr habt das Recht
beim Finale dabei zu sein!“ grinst er und nimmt die Gruppe mit in den Raum
hinter der Spiegelscheibe. Im Verhörraum sitzen zwischen einigen Polizisten die Mutter, der
Italiener, der jetzt sehr akzentfrei Deutsch kann und, durch einen Beamten
getrennt, der Baron. Der Kommissar baut sich vor den Dreien auf und stellt
die Mutter als erstes zur Rede. „Haben Sie die Entführung Ihres Sohnes beauftragt?“ fragt er sie direkt. „Was, wie kommen Sie denn auf sowas.“ winkt sie ab. „Ich kümmere mich ab
jetzt um meinen Sohn. Da wird es ihm besser gehen.“ „Ich habe einen Zeugen.“ sagt der Kommissar kalt und lässt Werner in den
Raum bringen. „Das ist die Fresse!“ brüllt der sofort wieder los, als er Enrico sieht.
Der wird nun weiß im Gesicht und fällt ganz aus der Rolle. „Wer ist das schon. So´n Kleinkrimineller. Ich war nie vorher in dieser
Stadt!“ brüllt er. Als er merkt, dass dies wohl niemanden interessiert,
schwenkt er um. „Sie hat mich gezwungen!“ „Was, Du steckst dahinter? Ich bin vor Sorge fast gestorben!“ schimpft
der Baron seine Ex an. „Ach, Signore Enrico Francesco – oder viel mehr Herr Erik Frank. Sie
gestehen also. Das wird den Richter sehr interessieren, wenn er über
Dankwarts Zukunft entscheidet.“ „Ich will sofort meinen Anwalt sprechen!“ spottet die Mutter. „Der holt mich
hier schneller wieder raus, als Sie die nächste Pause haben!“ „Das klappt vielleicht in Italien, aber hier? Man wird sehen!“ grinst der
Kommissar und zwinkert den Freunden hinter der Scheibe zu. Dort bricht der
große Jubel aus. An einen geordneten Unterricht ist für heute wohl nicht mehr zu denken.
Zum Glück ist Tante Vanessa da und fängt den Übermut der Freunde mit ihrem
Interesse für die Geschichten der K3, der klugen Krimi Kumpel, ab. |