7.2.2013

Die Freunde wollen gerade ihre erste große Pause am Donnerstag, 21.4.1988, genießen und haben einen Zeichenblock mit genommen, um ihr Club-Abzeichen zu entwickeln.

„K3 ist doch eine tolle Symbolik, die nicht gleich von allen durchschaut wird.“ schlägt Julia vor. „Die Drei tiefer gesetzt, wie bei einer Chemischen Formel!“

„Außerdem verwechselt uns dann niemand mit amerikanischen Rassisten!“ fügt Leona hinzu.

Da verbreitet sich wie ein Lauffeuer die Nachricht über den Hof, dass die Polizei in der Parallelklasse war. Sie haben die Schüler nach Dankwart von Rüpelbrecht befragt, der seit zwei Tagen vermisst wird. Die Mitschüler stehen in einer Traube zusammen und reden aufgeregt.

Leona, Julia und Patrick belauschen sie. Er fehlt seit Dienstag. Montag war er noch im Unterricht. Alle dachten, er sei krank. Aber er ist ohnehin ein Sonderling. Die Oppatschek-Zwillinge fehlen seit dem Gartenhausbrand, was aber niemand wundert.

Julia geht mal jemanden nach den Zwillingen fragen. Die Klassenkameraden aus der sechsten Klasse sind nur über das Fehlen froh. Die eigene Klassenkameradin Luise, die in der Gegend der Oppatscheks wohnt, ist in Werner verknallt. Den hat sie aber seit einer Woche nicht mehr gesehen. Die Zwillinge hängen Zuhause mit ihren sonstigen Kumpels ab.

Der Rest des Tages vergeht endlich und man trifft sich vor der Schule um zum Schloss rauszufahren. Patrick kann auf seinem neuen Rad schon auf dem Hinterrad fahren – Angeber.

Am Schloss ist das Tor verriegelt. Julia klingelt. Der Diener Daniel meldet sich.

„Hallo, wir hatten beim Transport der Ausstellungsstücke zum Museum geholfen und weil die Ausstellung ja nun abgesagt ist, wollten wir gerne den Wolpertinger sehen. “

„Der Freiherr hat momentan andere Probleme. Der junge Herr ist verschwunden.“

„Oh ja. Haben wir nicht dran gedacht. Aber Sie müssen den Freiherren ja nicht stören. Sie können uns doch den Wolpertinger so kurz zeigen!“

„Kommt morgen wieder, Kinder!“

„Danke! Bis Morgen, Herr Daniel!“ verabschiedet sich Julia.

Sie fahren einen Schlenker zu einer anderen Stelle an der Mauer. Das Grundstück grenzt an das Testgelände, was die Kaninchen abgefressen haben.

Sie klettern über die Mauer und schleichen zum Gärtnerschuppen. Die Tür ist nicht abgeschlossen. Neben selten benutzten Gartengeräten findet man zwei Kanister in Russisch beschriftet. Nasenproben ergeben Chloroform und Ammoniak-haltige Wecklösung. Damit wurden die russischen Kaninchen behandelt. Sie schnappen die beiden Kanister und verziehen sich wieder. Der Russe muss im Haus wohnen, hier sind keine Privatsachen.

Nachdem die Kanister in Julias Baumhaus untergebracht sind, fahren sie zur Laubenkolonie. In der Laube der Oppatscheks ist Licht. Julia und Leona schleichen ran. Werner schläft auf einem Sofa. Sie geben Patrick ein Zeichen, die Polizei zu rufen. Der läuft los.

Vor der Laube steht Werners Mofa. Leise lassen die beiden Mädchen die Luft aus den Reifen, damit er damit nicht fliehen kann. Das macht aber ein Pfeifgeräusch. Werner erwacht. Schnell nehmen sie die Ventile mit und verstecken sich, als der grobe Kerl aus der Laube kommt. Er sieht den platten Reifen und flucht. Es dämmert bereits.

Patrick hat den Kommissar Hubner gleich am Telefon und der macht sich auch sofort auf den Weg zur Kolonie. Gerade als Werner sich draußen noch umschaut, sieht man das Blaulicht des Polizeiwagens blinken. Werner flucht wieder und rennt weg. Leona und Julia verfolgen ihn quer durch die Kolonie zum Rand des Arbeiterviertels. Mit dem Walkie-Talkie geben sie die Position an Patrick durch, der den Kommissar mit seinem Auto hinter den Mädels herschickt. Es geht weiter durch die inzwischen dunklen Straßen bis zu einem leeren Haus. Patrick selber radelt los.

21.3.2013

Die Polizei lässt auf sich warten. Vorsichtig folgen sie Werner zum Haus. Patrick sieht Werner durch ein Kellerfenster in das Haus verschwinden. Er folgt ihm vorsichtig in das dunkle Innere des Abbruchhauses. Patrick muss sich erst an das Halbdunkel des Kellerraums gewöhnen, bevor er sich orientieren kann. Er hört Werner nicht. Er öffnet die Tür auf den Gang. Hier ist es so dunkel, dass er eine Taschenlampe braucht. Er muss zurück und sich von Leona eine geben lassen. Dann kann er den Keller erforschen. Überall liegt Müll. Fußspuren führen durch den Staub den Gang lang zu einer geschlossenen Tür. Er meldet sich über das Walkie-Talkie.

Julia läuft um das Haus. Es ist ein Block mit Innenhof. Sie sucht eine Einfahrt und geht dort auf den Hof. Hier hat Abbruchfirma Heinemann einige Gitter aufgestellt, die den Zugang versperren. Sie lauscht erst, dann schaltet sie ihre Taschenlampe ein, um den dämmerigen Hof abzusuchen, ob Werner irgendwo aus dem Gebäude herausgekommen ist.

Tatsächlich springt eine Gestalt aus den Büschen auf und flieht zum Bauzaun vor der Einfahrt auf der anderen Seite. Es ist Werner. Sie greift zu ihrem Walkie-Talkie und ruft die Freunde.

„Werner rennt auf der linken Seite durch die Ausfahrt raus! Schnell, ist die Polizei schon zu sehen?“ Immer wenn es dringend ist, brauchen die Gesetzeshüter zu lange.

Werner springt an den Bauzaun und klettert hinüber. Da meldet sich Leona: „Die Polizei kommt gerade um die Ecke.“

Als Werner die Ausfahrt hinunter läuft, sieht man an den Wänden den Widerschein des Blaulichts. Der Kriminelle läuft den Polizisten genau in die Arme und wird festgenommen.

Julia war sofort schnell losgelaufen, wieder außen um den Block herum zu kommen und Werner abzufangen, jetzt aber erreicht sie mit den anderen Beiden den Polizeiwagen, als Werner gerade verladen wird. Er schaut sauer zu den Freunden rüber. Der Kommissar kommt zu den Jungdetektiven und bedankt sich für die Hilfe.

„Durch Eure Walkie-Talkie-Meldung konnten wir den Kerl gleich abfangen. Jetzt muss er sich für den Einbruch vor Gericht verantworten. Für Euch ist es jetzt aber sicher Zeit, nach Hause zu kommen, bevor Euch noch jemand vermisst!“ lächelt er.

Die Gruppe verabschiedet sich und überlegt, das Abbruchhaus noch heute Abend nach Dankwart zu durchsuchen. Sie schleichen sich davon und klettern in den Keller runter. Hier beginnen sie systematisch die Räume zu durchsuchen. An dem Gang sind unzählige Lagerräume, in denen sich teilweise noch Sperrmüll befindet. Schließlich kommen sie zu der geschlossenen Tür. Es ist die Waschküche. Hier hat Werner sein Lager mit Klamotten und Schafsack. Einige Zeitschriften liegen herum. Sie finden in einer der Waschmaschinen Dankwarts Schultasche.

„Er muss hier irgendwo sein!“ feuert Julia die anderen an.

Sie suchen nun in den verlassenen Wohnungen weiter. Im Hochparterre unweit der Treppe bei der Waschküche ist eine Wohnungstür eingetreten. Im Schlafzimmer der Wohnung ist ein erst vor kurzem zerbrochenes Bett, was wohl benutzt wurde. Dankwarts Jacke liegt hier. In den Taschen noch seine Fußball-Tauschbilder. Hat der Junge auch hier gecampt? Sie laufen noch eine Stunde durch die leeren Flure, finden aber nichts mehr.

„Ich vermute, Werner hat Dankwart erpresst!“ meint Julia. Die anderen schauen.

„Wir haben doch gesehen, wie Dankwart mit den Brüdern abgehangen hat, bis der entwendete Russenhase in der Laube randaliert hat. Die Brüder meinten noch, Werner würde ausflippen, wenn er das mitbekommt. Was ist, wenn genau das passiert ist und Werner zum Beispiel 300 Mark für den Schaden haben will? Zu seinem Vater braucht der Junge nicht zu gehen. Der hat selber kein Geld. Vielleicht ist der zu jemand anders geflohen, um sich die geforderte Summe zu holen. Hat der noch andere Verwandte?“

„Keine Ahnung!“ meint Leona. „Aber meine Tante kennt sich als Reporterin bestimmt am besten in den schmutzigen Geschichten des Ortsadels aus. Die weiß bestimmt auch, ob die Rüpelbrechts noch andere Häuser hier haben.“

„Aber jetzt lasst uns schnell nach Hause, bevor Sperrstunde ist.“ Meint Patrick. Sie radeln heim.

Am Morgen des Freitag, 22.4.1988, beginnt der Schultag mit Unterricht, dann Duschen und zum Schluss Anziehen! – Es ist Schwimmstunde. Als es auf den Pausenhof geht, gibt es keine neuen Gerüchte über Dankwart. Nach Schulschluss sausen die Hobby-Detektive sofort zum Redaktionsgebäude des Blitz. Frau Vanessa Lux ist da und hat auch etwas Zeit.

„Hallo Tante Vanessa!“ begrüßt Leona sie. „Kennst Du die Rüpelbrecht-Familie? Haben die noch anderer Häuser oder Verwandte hier? – Oder in der Nähe?“

Die Reporterin überlegt. „Nun ja, wie sag ich das? Der Baron ist geschieden. Seine Frau war eine Bürgerliche mit viel Geld. Und die wollte einen tollen Namen mit Titel haben. Und wovon der Baron das teure Haus und Grundstück bezahlt, weiß niemand so recht. Es heißt, er ist in zwielichtige Geschäfte verwickelt!“

Die Freunde schauen sich an. Er lässt russische Spione ihre Tschernobyl-Hasen bei ihm lagern.

„na und irgendwann hat die Elisabeth Schneider, Dankwarts Mutter, gemerkt, dass Titel doch nicht alles ist und Mann und Sohn verlassen. Sie ist verschwunden!“

„Wohin?“ platzt es aus Julia raus.

„Weg. Sie hat so einen sonnengebräunten Adriano Celentano-Typ getroffen und ist mit ihm in den Süden!“

„Mit einem Spaghetti nach Südeuropa?“

„Ja. Der Baron wüsste sicher gerne, wo sie genau ist!“

„Und andere Häuser?“ fragt Leona noch mal nach.

„Nein, der Baron kann sich sein Schloss schon kaum leisten. Andere Grundstücke hätte er längst verkauft!“ winkt Tante Vanessa ab.

„Danke, Du hast uns geholfen!“ bedankt sich Leona und die Drei verschwinden.

Draußen überlegen sie, ob Dankwart doch im Gartenhaus sein kann. Es gibt ja auch noch die Sache mit den verschwundenen Russen, denen er einen Hasen geklaut hat.

„Die haben ihr Ding doch durchgezogen und Erfolg gehabt. Das Versuchsfeld ist abgenagt. Die hätten keinen Grund einen Jungen zu entführen!“ wehrt Julia die Theorie ab. „Ich denke, der ist auf dem Weg nach Italien zu Mama. Nur weil Papa nicht mehr mit ihr spricht, muss der Sohn ja nicht auch ahnungslos sein, wo sie jetzt residiert!“

„Schauen wir in den Gartenschuppen, ob dort noch Spuren von Dankwart sind!“ meint Patrick.

Sie radeln in die Schreberkolonie. Schon von weitem hört man das Luftgewehr knallen. Die Zwillinge üben wieder, aber Dankwart ist nicht dabei. Sie biegen ab und suchen den Kommissar Hubner auf.

„Wir waren noch mal in den Haus, wo Werner campiert hat und haben im Waschkeller, wo er geschlafen hat, in einer Waschmaschine die Schultasche von Dankwart gefunden!“ erklären sie dem erstaunten Polizisten.

„Werner hat Dankwart entführt?“ platzt der raus.

„Nein, das glaube ich nicht. Ehr, dass er ihm Geld abpressen will und dafür die Tasche mit dem Fußball-Heft als Pfand genommen hat. Aber was genau passiert ist, kann nur Werner sagen. Fragen Sie ihn bitte mal?“ bittet Julia.

Der Kommissar schaut ungläubig.

„Dankwart hat doch mit den kleineren Brüdern im Schrebergarten immer mit dem Luftgewehr gespielt. Er hat bestimmt was kaputt gemacht und soll es ersetzen. Und nun will er zu seiner Mutter nach Italien, um Geld zu holen!“

„Ich frage Werner, was er mit Dankwarts Tasche zu schaffen hat! Wartet hier!“ Kommissar Hubner schnappt sich seine Schlüssel und verschwindet durch eine Tür in den Nebentrakt der Polizeistation. Nur sein Radio dudelt weiter Schlager und Popmusik auf NDR 2.

2.4.2013

Nach einer Stunde kommt der Kommissar wieder. Er schaltet das Radio aus und erzählt, dass Werner von einem Fremden angesprochen wurde, er solle Dankwart mal ein  paar Tage aus dem Verkehr ziehen. Der Chef des Fremden hätte noch eine Rechnung mit dem Vater offen. Dafür hat er Geld bekommen. Also hat er Dankwart mitgeschnackt und ihm erzählt, dass er zuhause riesenärger bekommen würde. Also hat er einige Zeit ganz nett mit ihm Karten gespielt. Vorgestern ist er dann einfach weg gewesen.

„Ich glaube, der ist bei seiner Mutter! Die ist doch geschieden, oder?“ fällt Julia ein.

„Ja, aber sie wohnt im Ausland!“ winkt Hubner ab.

„Das ist für einen verzweifelten Jungen doch keine Hinderungsgrund!“

„Aber ich habe doch was gelesen.“ meint der Kommissar und kramt das Morgenblatt raus. „Hier! Die bekannte Schauspielerin Elisabeth von Rüpelbrecht besucht ihre Heimatstadt!“

„Bekannte Schauspielerin?“ Vielleicht nicht die Filme, die Jugendliche kennen. „Und wo wohnt sie?“

„Das kann ich herausbekommen.“ überlegt der Kommissar.

Die Gruppe verabschiedet sich und radelt schnell zum Blitz, wo man über Tante Vanessa den Klatsch-Kollegen Heinrich Dampfschmidt trifft.

„Hallo, wissen Sie, wo die berühmte Schauspielerin Elisabeth Rüpelbrecht abgestiegen ist?“ schießt Leona gleich los.

„Elisabeth von Rüpelbrecht!“ korrigiert der Reporter amüsiert. „Was heißt berühmt?“

„Na, das stand im Morgenblatt!“ wirft Julia dazu.

„Ach, das Schundblättchen. Sie ist nicht mal von hier. Die ist einfach reich und hat sich in einige unbedeutende Filme eingekauft. Dann hat sie den alten Baron geangelt und überzeugt, sie zu heiraten, hat ihm ein Kind angehengt und ist recht zügig danach mit dem klangvollen Namen abgerauscht.“

„Und nur weil sonst niemand von hier überhaupt berühmt ist, macht das Morgenblatt unsere berühmte Schauspielerin aus ihr!“ wundert sich Julia. „Und wo macht sie hier ihren Besuch? Hat sie Verwandte hier?“

„Nein. Sie ist eine Zugereiste. Sie gastiert im Kempinski-Hotel. Das Beste ist gerade gut genug für Madame!“ Der Reporter grinst. „Das dürft Ihr aber nicht weiter erzählen!“ Er schaut alle verschwörerisch an. „Der Baron ist eigentlich bettelarm. Aber die Mutter zahlt monatlich für den Blagen  - äh, Buben.“ verbessert er sich.

„Was, der Baron lebt von den Alimenten für den Sohn?“ staunen die Freunde. „Dann kann es ihm ja nur recht sein, dass die Tussi weit weg lebt und den Sohn nicht bei sich haben will! Seit wann ist sie hier?“

„Seit vorgestern!“ antwortet der Reporter.

„Wir vermuten ja, dass Dankwart mit seinem Vater Streit hatte und zu seiner Mutter geflüchtet ist.“ erzählt Julia eifrig. Der Reporter schaut überrascht.

„Das ist interessant. Das wäre für den Baron eine Katastrophe!“ murmelt er. Dann packt er schnell seinen Block und schiebt die Kinder aus seinem Büro.

„Und, konnte Heinrich Euch helfen?“ Tante Vanessa hat ihren Kollegen gerade aus dem Verlagshaus sausen sehen.

„Die Frau von Rüpelbrecht logiert im Kempinski.“ Erklärt Leona. „Und wahrscheinlich ist Dankwart bei ihr. Immerhin hat er sich genau zu dem Zeitpunkt bei Werner verdrückt, als seine Mutter hier eingetroffen ist.“

„Das ist ja interessant. Wollt Ihr mit?“ Tante Vanessa zwinkert den Freuden zu und schnappt ihre Kamera. Dann fahren sie mit Tante Vanessa zum Hotel Kempinski. Hier hat sich schon eine kleine Gruppe von Reportern versammelt. Auch Heinrich Dampfschmidt ist bereits unter ihnen. Schließlich schiebt der Kommissar die Leute ein wenig auseinander und macht für eine recht hübsche Frau Ende Dreißig Platz. In ihrem Arm steht Dankwart wie ein Häufchen Elend. Neben den beiden taucht ein sonnenbrauner Südländer auf, der sicher nicht älter als 25 Jahre ist. Sofort stürmen die Reporter fragend auf den Jungen ein und wollen wissen, wo er denn gewesen ist und was in der Zwischenzeit passiert ist.

Der Junge will gerade Luft holen, da schiebt die Mutter ihn zurück und erklärt, dass sie sehr aufgebracht über die Vernachlässigung des Sohnes ist. Wenn sie das gewusst hätte, dann hätte sie sich nicht so sehr um ihre Karriere gekümmert und währe früher gekommen, um das Sorgerecht für den Jungen zu erwirken. Es bricht ein Blitzlicht-Gewitter los.

Julia zupft die noch von Erstaunen erstarrte Vanessa wach. „Fragen Sie doch bitte, ob die Mutter hier wohnen bleibt, bis das Gericht entschieden hat!“ wispert sie ihr zu. Die Reporterin meldet sich sofort laut zu Wort und stellt die Frage.

„Wir hoffen natürlich, dass es nicht lange dauern wird. Die Situation ist ja ganz klar und einfach.“ antwortet die Diva schnippisch.

Ich denke, der Latin Lover war Werners Fremder!“ meint Patrick und beobachtet die drei Gestalten neben dem Kommissar.

„Das glaube ich nicht. Werner meinte doch, der Fremde hätte von seinem Chef gesprochen. Aber die Baronin wäre eine Chefin. Ich glaube nicht, dass jemand wie dieser Enrico Francesco schlau genug wäre, nicht von einer Chefin zu sprechen!“ winkt Julia ab.

„Und wenn sie einfach mit Dankwart abhaut? Sie wohnt in Italien. Da kann man ihn dann nie wieder befreien, wenn die Mutter hinter der Sache steckt!“ wirft Leona ein.

„Er wurde weggeschackt und die Mutter beschuldigt den Vater, die Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Da ist Dankwart erst einmal in der Obhut des Jugendamtes. Die werden die Baronin nicht mit dem Jungen aus dem Land lassen. Da muss erst ein Richter drüber entscheiden und so lange haben wir Zeit, das Rätsel zu lösen.“ doziert Julia. „Es kann auch sonst jemand sein, der dem Baron eins auswischen will. Genug Feinde hat er sicher. Und so geheim ist seine finanzielle Situation ja nun nicht.“

„Dankwart, wer bringt Dir Deine Schulaufgaben?“ ruft Leona dem Schulkameraden zu. „Dürfen wir Dich morgen besuchen?“ Die Mutter schaut erst misstrauisch. Dann nickt sie zustimmend und verschwindet mit Sohn und Lover im Hotel.

Die Freunde müssen zum Abendessen ins Internat. Und einige Hausaufgaben sind auch noch zu machen. Man kann sich aber nicht richtig konzentrieren, weil die Gedanken doch bei dem Fremden sind.

„Deine Tante hat doch ein Foto von der Mutter und ihrem Lover gemacht, oder?“ Julia schaut Leona an.

„Sicher. Lasst uns schauen, ob es schon entwickelt ist.“

Gleich nach dem Abendessen radeln die Drei noch einmal zum Blitz-Verlag. Die Redaktion ist noch besetzt. Die neuesten Nachrichten müssen gleich verarbeitet werden. Tante Vanessa hat auch schon das Bild fertig und einen Abzug für die Freunde.

Damit fahren die Freunde zur Polizei und bitten Kommissar Hubner, den Lover doch mal Werner zu zeigen, ob er den kennt. Der schaut irritiert, ist dann aber sehr aufgeregt. Sofort lässt er Werner aus seiner Zelle in einen Verhörraum bringen und die Freunde hinter der Spiegelscheibe zusehen.

Werner ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Von dem Großmaul ist nichts mehr übrig. Als der Kommissar ihm dann das Foto zeigt, springt Werner auf und beginnt zu fuchteln.

„Ja, das ist die Fresse!“ brüllt der. „Das ist der Kerl, der mir das eingebrockt hat!“

Zufrieden grinsen die Freunde. „Patrick, Du bist richtig gut!“

Sie klopfen dem Kollegen auf die Schultern und machen sich dann schnell auf den Heimweg.

 

Morgens in der Mensa liest eine Lehrerin den druckfrischen Blitz. Die Zeitung hat zwei Schlagzeilen: Verschwundener Junge gefunden! Und : Aufruhr im Kempinski-Hotel. Sie zocken der Lehrerin die Zeitung ab und lesen den zweiten Artikel. Baron von Rüpelbrecht hat nachts seine Frau aufgesucht und sich mit der Hotel-Security geprügelt. Er wurde verhaftet. Das war nicht gerade vorteilhaft für ihn.

Gerade wollen die Freunde sich auf den Weg zum Unterricht machen, da kommt Kommissar Hubner.

„Ihr habt heute einige Stunden Schulfrei. Ich denke, ihr habt das Recht beim Finale dabei zu sein!“ grinst er und nimmt die Gruppe mit in den Raum hinter der Spiegelscheibe.

Im Verhörraum sitzen zwischen einigen Polizisten die Mutter, der Italiener, der jetzt sehr akzentfrei Deutsch kann und, durch einen Beamten getrennt, der Baron. Der Kommissar baut sich vor den Dreien auf und stellt die Mutter als erstes zur Rede.

„Haben Sie die Entführung Ihres Sohnes beauftragt?“ fragt er sie direkt.

„Was, wie kommen Sie denn auf sowas.“ winkt sie ab. „Ich kümmere mich ab jetzt um meinen Sohn. Da wird es ihm besser gehen.“

„Ich habe einen Zeugen.“ sagt der Kommissar kalt und lässt Werner in den Raum bringen.

„Das ist die Fresse!“ brüllt der sofort wieder los, als er Enrico sieht. Der wird nun weiß im Gesicht und fällt ganz aus der Rolle.

„Wer ist das schon. So´n Kleinkrimineller. Ich war nie vorher in dieser Stadt!“ brüllt er. Als er merkt, dass dies wohl niemanden interessiert, schwenkt er um. „Sie hat mich gezwungen!“

„Was, Du steckst dahinter? Ich bin vor Sorge fast gestorben!“ schimpft der Baron seine Ex an.

„Ach, Signore Enrico Francesco – oder viel mehr Herr Erik Frank. Sie gestehen also. Das wird den Richter sehr interessieren, wenn er über Dankwarts Zukunft entscheidet.“

„Ich will sofort meinen Anwalt sprechen!“ spottet die Mutter. „Der holt mich hier schneller wieder raus, als Sie die nächste Pause haben!“

„Das klappt vielleicht in Italien, aber hier? Man wird sehen!“ grinst der Kommissar und zwinkert den Freunden hinter der Scheibe zu. Dort bricht der große Jubel aus.

An einen geordneten Unterricht ist für heute wohl nicht mehr zu denken. Zum Glück ist Tante Vanessa da und fängt den Übermut der Freunde mit ihrem Interesse für die Geschichten der K3, der klugen Krimi Kumpel, ab.