Tobrin, Walkir, Oiodin, Nelianis, Kratosch und Sahil

 

22.10.2009

Nelianis hat seine Geschäfte in Havena erledigt und trifft die Freunde in Nordhag auf dem Markt wieder. Hier ist die nahe Küste allgemein präsent. Die Häuser sind im Erdgeschoss aus Stein gebaut oder stehen auf kleinen Hügeln um aus den Fluten zu ragen.

Es ist viel Volk auf dem Markt unterwegs. Überall an den Bäumen und Wänden sind Plakate in Garethi, Isdira und Rogolan aufgehängt. Sie zeigen einen Elfen und einen jungen Zwergen, die offensichtlich von ihren Eltern vermisst werden. Für Hinweise soll es eine ansehnliche Belohnung geben.

Oiodin legt sich endlich ein Seil zu. Walkir, Sahil und Kratosch wandern über den Markt Richtung Hof des Barons. Hier haben die Händler mit den erlesenen Waren ihre Stände aufgebaut. Walkir kauft sich ein Firunbärenfell. Hier ist auch Ritter Tobrin unterwegs, der sich Heiltränke kauft. Vor dem Stand trifft er auf Walkir, der sich sofort über die Einkäufe des Ritters lustig macht. Der antwortet entsprechend kratzbürstig. Schließlich ziehen die beiden sogar ihre Waffen zum Duell. Sofort sind die Wachen des Barons da und trennen sie.

Natürlich hat man den Disput auf dem Markt weithin gehört und auch Oiodin und Sahil laufen auf den Hof des Barons, um nach dem Rechten zu sehen. Nelianis kennt den Ritter zwar nicht, aber Walkir bringt sich in große Schwierigkeiten, wenn er nicht aufhört. Nelianis spricht den Grafen an, warum er sich von einem Thorwaler ärgern lässt. Oiodin allerdings findet das Sticheln lustig und meint, der Ritter braucht Heiltränke, weil er immer Bolzen und Schläge abfängt.

„Ach, er ist Schlagfertig!“ meint Nelianis und grinst über die dummen Bemerkungen der Freunde. Bevor Tobrin sich erneut über die Sticheleien aufregen kann, erzählen Sahil und Oiodin von den Plakaten mit den vermissten Kindern. Die Angehörigen findet man in einer Taverne in der Nähe. Nelianis bittet den Ritter großzügig doch voran zu gehen, die anderen folgen dann.

Sie gehen zu der Taverne „Zum Terpe“, wo hinter dem Tresen ein etwas mürrischer Wirt seine Gläser poliert. An einem Tisch in der Ecke sitzen ein Elf und ein Zwerg. Die beiden Gäste blasen Trübsal. Der Zwerg säuft, der Elf stochert im Gemüse. Nelianis setzt den Ritter erst einmal an einen Einzeltisch und versetzt den Wirt in Aufruhr den Wohlgeborenen zu versorgen. Dann setzt er auch die anderen und ordert für das Gefolge Eintopf und Bier.

Oiodin und Kratosch haben sich zu den Volksgenossen gesetzt und beginnen sie in ihren Muttersprachen auszufragen. Die beiden Väter vermissen ihre Söhne, die miteinander befreundet sind und zusammen gespielt haben. Dann sind sie verschwunden und wurden nicht wieder gefunden. Die Väter sind den ganzen Weg von Angbar bis hier auf der Suche nach Helfern gekommen, aber niemand wollt ihnen helfen. Das Elfenkind ist 14 Jahre alt. Da der Zwerg schon ganz schön betrunken ist, kann er nicht mehr viel erzählen.

Nach dem Essen spricht Nelianis den Herrn Grafen Tobrin an, ob er denn etwas Reisekasse für die Versorgung hat, damit Nelianis alles regeln kann. Tobrin geht zu seinem Packpferd und holt eine Truhe herein. Darin sind etwa 350 Dukaten. Er greift rein und gibt Nelianis 15 Dukaten.

„Das sollte fürs erste genügen, Euer Hochwohlgeboren.“ bestätigt Nelianis.

„Aber sparsam sein. Eine Kiste ist schon leer!“ ermahnt Tobrin seinen neuen Diener.

Mit dem Geld geht Nelianis zum Wirt und will mit ihm die Zimmer regeln. Seine Hochwohlgeboren benötigt das beste Zimmer. Sie schauen sich alle Zimmer an. Es sind vier Einzelzimmer mit großen Betten. Die beiden letzten Zimmer bewohnen die beiden Väter. Nelianis wählt das beste Zimmer aus und mietet die anderen drei für das Gefolge. Er gibt dem Wirt einen Dukaten für Kost und Logis. Kratosch kommt dazu und stellt nun freudig fest, dass der großmäulige Ritter alles bezahlt. Also weg mit der Abstinenz und ran an die Bierfässer. Er läuft die Treppe runter zu dem Zwergenkollegen um beim Vernichten zu helfen.

Der Wirt schaut nun etwas unglücklich. Nelianis legt noch fünf Silbertaler drauf und rät dem Wirt das Bier einzuteilen und immer weiter zu verdünnen. Er wird schon wissen, wie er die Kosten des Zwerges eingrenzt, um auf seinen Kosten zu kommen.  So gehen sie wieder in die Stube und essen weiter.

Während die beiden Zwerge nun zu zweit saufen, wendet der Elfenvater sich wieder Oiodin. Er druxt erst etwas rum, dann möchte er mit ihm alleine reden. Das sollen nicht alle hören. Die beiden Elfen ziehen sich zurück und der Vater erzählt mehr.

Da man morgens gleich aufbrechen will um nach Angbar zu reisen, fordert Nelianis die Freunde auf, sich recht bald zu Bett zu begeben. Nur die beiden Zwerge bechern fröhlich weiter. Nelianis bringt Tobrin aufs Zimmer und fragt ihn, ob alles recht ist. Als der den Almadaner zufrieden entlässt, treffen sich die Freunde in einem der anderen Zimmer. Hier eröffnet Oiodin, was der Elf ihm erzählt hat. Die beiden Väter wissen genau, wie die Kinder verschwunden sind. Ein junger Kaiserdrache hat den Zwerg gegriffen und weggetragen. Der Elf hat seinen Freund festhalten wollen und wurde mit weggeschleppt. Die Kinder müssen von dem Drachen im Kosch gefangen gehalten werden.

Nun kann Nelianis sich vorstellen, warum bisher keiner den beiden Vätern helfen wollte. Aber immerhin sind sie ja nun Gefolgsleute eines Ritters. Da kann man nicht kneifen. Nelianis schlägt vor, dass der Zwerg von seinen Leuten eine Drachenlanze anfertigen lässt und der Ritter damit Tjosten übt. Das Gefolge muss das Biest natürlich entsprechend anlocken und stellen, damit der Ritter es erlegen kann. Und dann muss natürlich die gute Belohnung abgeklärt werden.

„Ich werde es dem Ritter morgen früh beibringen!“ erklärt Nelianis.

„Er wird schreiend davonlaufen, wenn er von dem Drachen hört.“ denkt Oiodin.

„Nein, er muss sich vorbereiten. Außerdem wird er erst recht Panik bekommen, wenn er es im Angesicht des Drachen erfährt, was auf ihn zukommt. Aus der Ferne ist das Projekt noch toll und ehrenvoll.“ fügt er hinzu. „Natürlich muss man den Drachen erst mal ausfindig machen und die Lage abklären, bevor der Ritter zur Tat schreiten kann.“

So soll es gemacht werden. Alle gehen schlafen, nach dem auch die Zwerge hingelegt worden sind.

 

19.11.2009

Um 6 Uhr ist Wecken. Die Freunde sind schnell wach. Dann macht Nelianis sich daran, den Herr Ritter aus den Träumen zu holen. Nach einem Klopfen tritt er in das Zimmer und beginnt die Kleidung für seine Wohlgeborenheit zusammen zustellen. Tobrin blinzelt den Almadaner verschafen an.

„Ihr müsst Euch erheben, Herr. Es haben sich gestern Abend noch Neuigkeiten ergeben, die einen sofortigen Aufbruch fordern.“ beginnt Nelianis dem Ritter die Neuigkeiten zu erzählen.

„Die beiden Väter haben uns gestanden, dass sie sehr wohl wissen, wo sich ihre Kinder ungefähr befinden und wie sie verschwunden sind. Sie trauten sich nur nicht, gleich damit heraus zu kommen, weil es alle bisherigen Helfer sofort abgeschreckt hat.“ Während er dem jetzt doch sehr misstrauisch dreinblickenden Ritter beim Ankleiden hilft, plappert Nelianis munter weiter. „Ich habe die beiden Herren natürlich sofort beruhigt, dass dies bei einem Ritter und seinem Gefolge nicht passieren wird, auch wenn die Aufgabe etwas gefährlicher wird.“

„Was denn für eine Gefahr?“ Auf Tobrins Gesicht erkennt man deutlich, dass er sich leicht überrumpelt fühlt.

„Nun, die Väter haben beobachtet, wie ein junger Großdrache ihre Kinder davon trug. Er muss sie in seinen Horst im nördlichen Kosch getragen haben. Einen Drachen zu jagen, selbst wenn er noch jung ist, ist natürlich nichts für das übliche Abenteurer-Gesocks. Aber einen Ritter wird die Aussicht, mit einem guten Lanzenstich eine solche Bestie zu töten, sicher nicht beunruhigen, oder Herr?“ Der Caballero schaut den Ritter mit einem herausfordernden Blick an. Der hat die Stirn nun tief in Falten gelegt.

„Ein Drache?“ Es macht sich langsam Ärger auf seinem Gesicht breit. Als er weitere Luft für eine Gegenrede holen will, fährt der Almadaner mit seinem Geplapper fort:

„Drachenhaar macht sich ervorragend auf dem Helmbusch und eine Rüstung aus Drachenschuppen ist nahezu unbezahlbar. - Wir müssen natürlich zuerst den Hort des Drachen finden, bevor wir Euch zum Lanzenreiten antreten lassen können. Dann treiben wir das Vieh in Eure Bahn und Ihr erstecht es. Was für einen Ruhm werdet Ihr beim nächsten Turnier dafür ernten!“ Nelianis zieht dem skeptisch blickenden Ritter die letzte Falte aus dem Überwurf und betrachtet sein Kammerdiener-Werk noch einmal.

In Tobrins Kopf arbeitet es sichtlich. Einen Drachenhort! Der sollte die Kasse durchaus auffüllen können. Und das mit der Ehre, eine solche Bestie bereits in Jugendjahren erledigt zu haben, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Während die beiden Männer sich zum Frühstück in die Stube begeben, grübelt Tobrin weiter.

„Man kann einen Drachen aber nicht einfach mit einer Lanze erdolchen!“ wirft er ein.

„Sicher nicht. Ich habe dem Herrn Zwerg bereits aufgetragen seine Verwandtschaft im Kosch mit dem Schmieden eines geeigneten Werkstückes zu beginnen. Wenn Ihr Euch schon bereit erklärt, einen Zwergenjungen aus den Fängen eines Drachen zu befreien, dann können die Meisterschmiede wenigstens die Waffe dazu beitragen.“

Der Wirt hat das Essen bereits aufgetragen und die anderen Freunde sitzen an ihrem Tisch und tafeln. Mit neugierigen Blicken schauen sie, wie der großmäulige Ritter denn die Nachricht vom Drachenkampf aufgenommen hat. Als Nelianis ihn an seinen Platz gesetzt hat, grinst Tobrin breit. In seinem Kopf sieht er sich den goldglänzenden Schatzhort des Drachen begutachten und seinem Gefolge voll Großzügigkeit einige Brocken davon zuwerfen.

Nelianis wendet sich nun dem noch recht verkatert dreinschauenden Zwergenvater zu. „Habt Ihr schon einen Brief an Eure Verwandten aufgesetzt? -  Wegen der Lanze?“

Der Zwerg schaut sich Hilfesuchend zu dem Elfenvater um. Der erklärt seinem Freund leise die Situation in der Zwergensprache. Beide Zwerge schauen nun mit großen Augen, als sie von der geplanten Drachenjagd des Ritters erfahren. Nach kurzem Nachdenken nickt der Zwerg aber sofort Nelianis zu.

„Ich werde einem Vetter in Xorlosch schreiben. Der kennt sich mit sowas gut aus und kann es organisieren!“

„Sehr gut. Wir planen inzwischen, wie wir den Drachen im Gebirge ausfindig machen und Euch zutreiben können. Ihr solltet die Zeit nutzen, mit einem Nachbau die Besonderheiten des Drachenstechens zu üben, damit es dann auch gleich gelingt!“ erklärt Nelianis weiter, während er dem Ritter Tee einschenkt und die Speisen richtet.

„Mit Drachenlanzen kennen sich die Xorlosch-Zwerge besonders gut aus!“ Beginnt nun auch Tobrin zu dozieren. „Aber sie müssen daran denken, dass wir keinen gewöhnlichen Mehrpersonen-Spieß benötigen, wie ihn Zwerge üblicherweise benutzen. Ich brauche eine Reiterlanze!“

Der Zwergenvater hat sorgfältig zugehört. Nun setzt er sich an eine freien Tisch und beginnt mit Hilfe des Elfen seinen Brief zu schreiben, während auch Nelianis mit dem Essen beginnt. Es wird ausführlich die benötigte Lanze beschrieben, die die Zwergenschmiede fertigen sollen. Als alle satt sind, ist auch der Brief fertig und kann von Walkir zum Botenexpress gebracht werden, während die anderen für die Reise packen. Es geht umgehend nach Angbar zur Drachenjagd, während der Bote Wigald sich auf den Weg nach Xorlosch macht.

 

Die Gruppe reist auf der Reichsstraße über Abilacht, Honingen, Gratenfels und den Greifenpass nach Angbar. Als man nach einigen Tagen sich dem Greifenpass nähert, werden alle etwas nervös. Hier muss man ständig mit Überfällen durch Banditen rechnen. Die Soldaten können die Räuber in den Bergen nur schwer verfolgen und so hat sich hier eine richtige Raubindustrie entwickelt. Der dichte Wald zu beiden Seiten der Straße fördert die Arbeit dieser Strolche noch zusätzlich.

Auf einmal stellen sich bei Nelianis alle Nackenhaare auf. Er zuckt zusammen und raunt den Gefährten neben sich eine Warnung zu. Alle schauen sich genau die Büsche und Bäume am Wegesrand an. Da kann man tatsächlich einige Gestalten im Grün entdecken, die offensichtlich lauern. Schnell haben alle die Waffen bereit und warten auf den Überfall. Tobrin lässt sich seine Lanze vom Gepäckwagen reichen. Er will schon mal üben.

Gerade ist er bereit, da hält Sahil es nicht mehr aus.

„Tretet vor, Ihr Strolche! Wenn Ihr was von uns wollt, zeigt Euch!“ ruft er laut in die Büsche. Es dauert einige Sekunden, dann rührt sich tatsächlich was im Grün und insgesamt 10 recht lumpige Gestalten in schadhaften Rüstungen und mit schartigen Säbeln und Knüppeln bewaffnet treten aus den Büschen und kreisen die Reisegruppe geschickt und schnell ein.

„Ergebt Euch oder empfangt die gerechte Strafe!“ ruft Tobrin jetzt den Kerlen zu. Beim Anblick des lausig gerüsteten Haufens muss er müde lächeln.

„Gebt Euer Geld heraus, damit Ihr weiter reisen dürft!“ entgegnet ein etwas besser gekleideter Strolch vor der Gruppe. Er ist wohl der Anführer.

„Ihr legt Euch mit einem Ritter von Weiden an!“ warnt Tobrin ihn noch einmal. Aber die Kerle machen keine Anstalten, sich zu verziehen. Im Gegenteil. Sie scheinen sehr von sich überzeugt. Also werden die Waffen gezogen und der Kampf beginnt.

Während alle Fußgänger die Räuber in Gefechte verwickeln brüllt der Anführer Anweisungen und bleibt einige Meter hinter seinen Leuten zurück. Tobrin packt seine Lanze fester und lässt sein Pferd angaloppieren. Oiodin und der Elfenvater blenden die Räuber zunächst mit Magie, bevor sie einige gezielte Bogenschüsse abgeben. Sahil versucht mit einem Sturmangriff einen der Räuber niederzustrecken, stolpert aber und verletzt sich selber, als er auf seine Waffe fällt. Zum Glück ist der Schaden nicht zu schwer.

Tobrin hat die Lanze auf den Anführer ausgerichtet, der kann aber zur Seite wegtauchen und der Ritter galoppiert vorbei. Die Räuber sind sehr gute Verteidiger. Tobrin kann sein Pferd schnell wenden und erwischt den Anführer auf dem Rückweg mit der Lanze von hinten, weil der aufpassen muss, wo die Elfen als nächstes hin schießen. Sie haben ihm bereits eine ordentliche Kopfwunde verpasst.

Als der Anführer mit der Lanze im Rücken am Boden festgesteckt wird, macht sich Entsetzen in den Gesichtern seiner Leute breit. Schnell winden sie sich aus den Kämpfen und verziehen sich in die Büsche zurück. Man hört noch ein sich entfernendes Knacken im Unterholz, dann ist es wieder still.

„Sollen wir sie verfolgen?“ fragt Kratosch kampflustig. Die drei Toten auf dem Weg reichen dem Zwerg offensichtlich nicht.

„Nein, lieber nicht. Wir haben wichtigeres zu tun, als dem örtlichen Baron seine Pflichten abzunehmen!“ grummelt Tobrin, als er seine Lanze aus dem Körper des Räubers zieht und das Blut an der Spitze betrachtet. Nelianis nimmt sie ihm ab, legt sie auf den Gepäckwagen  zurück und wischt den Dreck grob ab.

„Lasst uns eilig weiter reisen, damit wir Angbar morgen erreichen.“ meint der Almadaner und schaut sich noch einmal in Richtung der Büsche um. Alle richten ihre Kleidung und versorgen die Wunden ein wenig, bevor sie ihren Weg schnell fortsetzen. Als sie später eine Rast machen, kümmern sie sich richtig um die Schnitte, die man einstecken musste. Die Räuber waren auf jeden Fall keine Buschstrolche, wie man sie erwartet hatte, sondern haben einen guten Kampf geliefert.

 

Am nächsten Tag erreichen sie Angbar. Als der Zwerg die Gäste in sein Haus führt, begrüßt ihn seine Frau mit einem Antwortschreiben aus Xorlosch, was bereits gestern eingetroffen ist. Die Verwandten dort sind bereit eine Lanze zu fertigen und werden sie auch in zwei Wochen liefern können. Solange haben die Freunde Zeit, den Drachen zu finden, und Tobrin kann noch etwas trainieren.

Gleich nach einem kräftigen Zwergeneintopf ordert der Ritter ein passendes Trainingsgerüst, was die ungefähre Größe des Drachen darstellt. Kratosch macht sich sofort an die Arbeit die Anweisungen des Ritters umzusetzten.

Sahil, Walkir und Oiodin schauen sich die waldbedeckten Berge an, wo der Drache hin verschwunden ist. Das Untier dort zu finden, wird nicht leicht. Nelianis zieht den Zwergenvater bei Seite und fragt ihn nach der „angemessenen Belohnung“, die versprochen worden ist.

„Äh, Ihr könnt die Lanze behalten!“ versucht der kleine Geselle sich heraus zu winden.

„Das wird der Ritter nicht akzeptieren. Er hat einige Ausgaben, die allein schon die Reise verursacht hat. Dann kommt auf jeden Fall ein gewisser Lohn dazu, den er auch seinem Gefolge zahlen muss, damit wir ihm folgen.“ Bei dieser Erklärung lächelt Nelianis den Zwergen Verständnis suchend an. Der nickt ihm zustimmend zu.

„Ich verstehe Euch, Herr. Aber wir haben nicht viel, was wir bezahlen können.“

„Dann müsst Ihr damit rechnen, dass der Ritter die beiden befreiten Kinder als Leibeigene ihre Schuld abarbeiten lässt. Das würde ich Euch allerdings nicht unbedingt anraten!“

„Ich werde es mit der Familie besprechen, was wir Euch bieten können. Wenn wir zusammen legen, wird es hoffentlich reichen!“ meint der Zwerg nun etwas kleinlaut. „Wir mussten doch jemanden finden, der unsere armen Kinder rettet. Und alle anderen sind immer gleich geflohen, wenn wir von dem Drachen erzählt haben.“

„Ich verstehe Euch, Herr. Aber Ihr müsst auch uns verstehen. Der Ritter hatte eine teure Ausbildung und muss seinen Unterhalt auch bezahlen. Und seine Begleiter wollen auch versorgt sein, bis uns ein besser ausgestatteter Herr einstellt. - Ihr redet mit Eurer Familie und der des Elfenjungen und dann werden wir sehen. Zur Not müssen die Kinder halt für den Ritter arbeiten. Da lernen sie sicher nützliche Dinge!“ versucht Nelianis den Vater etwas zu beruhigen. Dennoch bleibt ein Schatten der Sorge auf dessen Gesicht zurück.

 

Am nächsten Tag beginnen Kratosch und Tobrin das Drachenstechen zu üben. Oiodin, Walkir, Sahil und Nelianis lassen sich von dem Elfenvater die Stelle im Wald zeigen, wo die Kinder gespielt haben. Es ist ein erhöhtes Plateau eine ganze Stunde vom Ort entfernt mitten im Wald. Bäume stehen um den Platz herum, so dass die Väter das Greifen der Kinder selber nicht sehen konnten. Sie sahen aber deutlich, wie der Drache mit dem Zwerg im Griff davon flog und der Elfenjunge mit beiden Armen die Beine seines Freundes gepackt hatte und mitgerissen worden ist. Der Drache ist Richtung Nordwesten im Gebirge verschwunden.

Als die Freunde das Plateau erreichen, beginnen sie sofort nach Kampfspuren zu suchen. Tatsächlich sind in den Büschen und Bäumen Schäden zu finden, die der große Drache beim Packen der Kinder hinterlassen hat. Er muss hier herum gehüpft sein, bis er den Zwergen gepackt bekommen hat.

Oiodin ruft einen Falken herbei, den er beauftragt, aus der Luft nach dem Drachen und seinen Opfern zu suchen. Der Vogel verschwindet in den Bergen. Sorgfältig schauen sich die Helden nun alle Äste und Steine hier oben an. Was haben die Kinder so weit von Zuhause getrieben?

Eine Stunde später kommt der Falke zurück. Er hat Anzeichen des Drachen gefunden, übermittelt er Oiodin. Und er hat die Kinder noch lebend gefunden. Die Suche ist also nicht umsonst.

 

17.12.2009

„Super! Lasst uns gleich Bescheid sagen!“ meint Sahil.

„Was wollen wir den melden? Ohne die Höhle zu finden brauchen wir nicht heim zu kehren. Wir müssen wissen, wie der Einsatzort des Ritters aussieht.“ wirft Nelianis ein. „Weißt Du, wo der Falke genau herkommt?“ wendet er sich an den Elfen.

„Leider nein!“ gesteht Oiodin. „Wir können einfach nur nach Nordosten wandern und gucken, ob wir weitere Spuren des Drachen oder seiner Opfer finden!“ schlägt er vor.

Die Gruppe schultert wieder ihre Sachen und macht sich auf den Weg in die Richtung, aus der der Falke gerade zurück gekommen ist.

Während sich alle in der Landschaft umsehen fallen immer wieder Bäume auf, deren oberen Äste abgeknickt sind. Der Drache hat die armen Kinder wohl ganz schön durch das Geäst geschleift.

„Ob er den Elfen abschütteln wollte?“ fragt Oiodin. Alle schütteln sich bei dem Gedanken, was für Verletzungen die beiden Jungen jetzt wohl haben?

Gegen Abend entdeckt Nelianis einen feinen Lederstiefel in einem Gebüsch.

„Das ist Elfenarbeit!“ ruft Oiodin sofort.

„Eine Kindergröße!“ fügt Nelianis hinzu.

„Das ist ein Stiefel des Elfenjungen!“ freut sich Walkir. „Los weiter!“

Es dauert nicht lange, bis Walkir tatsächlich auch den zweiten Stiefel des Elfenjungen finden. Sie folgen den Spuren noch, solange das Tageslicht reicht. Dann machen sie Nachpause.

 

Am nächsten Morgen wandern sie weiter in die Berge rauf. Die Spuren des Drachen werden immer zahlreicher. Schließlich fallen sie auch Mordaidschin auf. Immer wieder liegen jetzt auch Knochen von Beutetieren in der Landschaft. Als sie schließlich 1 ½ Tage in den Bergen unterwegs waren kommen sie auf ein Plateau, auf dem unzählige Knochen und Tierteile herumliegen.

„Das ist der Fressplatz!“ stellt Nelianis fest. Sie schauen sich um und entdecken im Berg direkt an der Ebene eine große Höhle, aus der man ein Schnaufen und Fauchen hören.

„Er ist zuhause!“ flüstert Oiodin. „Und ich kann auch die Kinder leise reden hören!“ Dann nimmt er sich den Schädelknochen eines Rindes, was hier herumliegt. Er schaut sich die Bissspuren genau an.

„Das Biest muss etwa fünf Schritt hoch sein. Die Spannweite solcher Monster liegt bei etwa 20 Schritt. Wenn es ein Kaiserdrache ist, spuckt er Feuer. Das kann bis 40 Schritt weit sengen.“

Vorsichtig schauen sich alle die Umgebung an. Die Büsche um das Plateau bieten etwas Sichtschutz, aber die Ebene ist über 60 Schritt groß.

„Da muss der Ritter aber eine ganz schön weite Strecke zurücklegen, bevor er an den Drachen heran kommt. Hoffentlich wird er nicht einfach nur gegrillt!“ überlegt Oiodin.

„Wir sollten jetzt dem Ritter Bescheid sagen!“ meint Sahil.

„Ja, aber es wäre besser, wenn wir den Drachen vorher gesehen haben. Je besser wir wissen, mit was wir es zu tun haben, desto sicherer wird der Plan!“ gibt Nelianis zu bedenken.

„Wir schlagen hier im Wald unser Lager auf und bewachen die Höhle. Dort ist noch ein halbes Reh. Wenn er kommt um es zu fressen, können wir ihn sehen und Euch beschreiben.“ meint Oiodin und schaut Mordaidschin. Der nickt und die beiden richten sich in einem nahen Gebüsch ein, während die anderen sich auf den Rückweg machen, um die Lage der Drachenhöhle zu melden.

 

Nach 1 ½ weiteren Tagen Reise erreichen die Freunde wieder den Ortsrand von Angbar. Im Hof des Zwergen hat sich eine Gruppe Kinder und andere Bewohner der Umgebung versammelt und klatschen Beifall, wenn Ritter Tobrin den Holzdrachen mit seiner Lanze trifft und herumschleudert. Kratosch hat alle Hände voll zu tun von neuen Besuchern einige Kreuzer zu kassieren und der Drachen immer wieder aufzurichten, damit der Ritter weiter üben kann. Es ist eine richtige Show.

Als die Reisegruppe eintrifft wird die Veranstaltung beendet und die Zuschauer verstreuen sich maulend wieder. Aber Kratosch vertreibt alle Meckerer mit seinem überfreundlichen Zwergenscharm. Dann versammeln sich alle in der Wohnstube des Zwergenvaters und sie berichten von den gefundenen Spuren und ihren Mutmaßungen. Vor allem das Feuerspucken macht ihnen schwer zu schaffen.

„Wir brauchen Turmschilde zum Verstecken!“ schlägt Kratosch vor.

„Vor allem müssen wir Ritter Tobrin feuerfest einkleiden!“ fügt Sahil hinzu. Der Ritter guckt nun doch etwas unsicher.

„Wir haben den Elfen und den Maraskaner vor der Drachenhöhle zur Beobachtung zurück gelassen. Sie können vielleicht mehr berichten, wenn sie abgelöst werden. So gehen alle erst einmal schlafen.

 

Am nächsten Morgen brechen Sahil und Walkir mit frischem Proviant und einem Zelt in die Berge auf. Sie lösen 1 ½ Tage später die beiden anderen ab, die leider nur ein Stück des Schwanzes des Drachen sehen konnten, was der einmal kurz aus dem Höhleneingang gehalten hat. Das Tier ist dunkel türkis. Es könnte wirklich ein Kaiserdrache sein.

„Aber ein junger!“ fügt Oiodin hinzu. „Vielleicht 300 Jahre alt!“

 

Mit diesen Nachrichten kommen die Beiden dann zum Rest der Gruppe ins Tal zurück. Wieder wird eine Beratungsrunde abgehalten.

„Ich könnte eine Nebelmauer zaubern, um den Ritter und das Pferd zu verbergen!“ meint Oiodin. „Dann kann der Drache den Ritter nicht vorzeitig sehen und verbrennen!“

„Ich habe ein magisches Schwert, wessen Träger vor Feuerschaden geschützt ist!“ fügt Kratosch hinzu.

„Das sollten wir auf jeden Fall dabei haben!“ bestätigt Nelianis den Zwergen.

„Beschleunigung! Ich kann das Pferd schneller laufen lassen!“ fällt Oiodin nun ein.

„Das ist gut. Dann ist der Ritter beim Drachen, bevor der seinen Schrecken überwunden hat.“ lacht Nelianis. Sie stellen sich alle bildlich vor, wie der Ritter in Windeseile und vollem Tempo den Drachen rammt und dabei umwirft, wenn er mit voller Wucht auf den Körper auftrifft.

„Ein Stoßangriff gegen einen Drachen, der den von den Füßen haut. Sowas hat ein Drache bestimmt noch nicht erlebt!“ freuen sich alle und lachen befreit auf.

„Er muss nur aufpassen, dass er nicht versehentlich durch die Rippen bricht und im Brustkorb des Drachen stecken bleibt. Das ist bestimmt nicht gesund!“ lacht Nelianis.

„Besser Ihr trefft mit der Lanze und bremst dann rechtzeitig, bevor das Plateau steil abfällt.“ gibt Mordaidschin zu bedenken. Tobrin muss nun selber lachen, obwohl es um sein Leben geht, worüber sich alle amüsieren.

„Das müssen wir auf jeden Fall üben. So ein beschleunigtes Pferd ist sicher nicht so leicht zu halten!“ fügt Oiodin nun hinzu. So wird es gemacht.

Am nächsten Tag verzaubert Oiodin das Pferd und Tobrin übt das Reiten mit dem beschleunigten Tier. Es bekommt eine ungeheuerliche Geschwindigkeit drauf. Die Wucht des Anritts wird mörderisch sein. Als Tobrin nun seine Reiterlanze nimmt und mit dem verzauberten Tier auf den Holzdrachen reitet, zerlegt er das Übungsgerät zu kleinen Spänen.

„Das ist zu schnell!“ stellt Nelianis fest. „Traben reicht, glaube ich!“

Sie probieren weiter, während Nelianis und Kratosch sich auf den Weg machen, um den Posten am Drachenhort abzulösen. Sie nehmen schon mal zwei Turmschilde mit nach oben.

 

Als sich die anderen Beiden auf den Rückweg machen und auf dem Berg die Nacht hereinbricht macht Nelianis sich mal auf den Weg in die Drachenhöhle. Das Monster hat es sich vor einem kleinen Feuer gemütlichen gemacht. Wie die anderen berichtet haben, hat es sich noch nicht aus der Höhle bewegt, seit die Helden davor Wache halten. Leise schleicht Nelianis, soweit es geht, in die Höhle. Außer dem großen Kopf kann er aber nichts sehen. Dafür hört er weiter hinten in der Höhle Ketten klirren und die Kinder schluchzen. Der Drache muss sie dort angekettet haben. Nelianis zieht sich zurück.

 

Leider bekommen die Freunde nichts weiter von dem Drachen zu sehen, als einzelne Körperteile, die gelegentlich aus dem Höhleneingang ragen, wie der Schwanz oder die Krallen. Die Gruppe wechselt sich weiter bei der Beobachtung der Drachenhöhle ab.

Nach gut zwei Wochen kommt der Bote Wigald mit einem langen Paket von den Zwergen aus Xorlosch zurück. Es ist die Lanze, die sehr gut geraten ist und Tobrin gut in der Hand liegt.

Mit den letzten Schichtwechseln bei dem Drachen haben die Freunde den Rest der Ausrüstung des Ritters auf den Berg gebracht. Als nun auch die Lanze geliefert ist, muss auch Ritter Tobrin den beschwerlichen Weg auf den Berg bestreiten. Außerdem wird eine Kuh mitgeführt, die Oiodin für den Drachen als Lockmittel vorbereitet.

Dann geht es los. Ritter Tobrin nimmt Aufstellung und Oiodin fügt dem armen Rind schwere Verletzungen zu, damit es laut brüllt und nach Blut riecht. Dann huscht er schnell zum Ritter und verzaubert das Pferd.

Da kommt auch schon der Drache aus seiner Höhle um nach dem Rind zu sehen. Er leckt sich gerade die Schnauze vor Appetit, da reitet Tobrin los und steckt die Lanze direkt in die Brust des Drachen, dass dieser kollabiert und tot liegen bleibt. Der Ritter bekommt sogar die Bremsung hin und alle Helfer, die sich zum Nahkampf bereit gemacht hatten, können nur Beifall klatschen.

 

12.12.2012

„Halt!“ brüllt Oiodin, Nicht den Drachen anfassen. Sein Blut kocht. Da sind schon Leute gekocht worden!“ „Dann gehen wir doch erst mal in die Höhle!“ Tobrin zeigt auf das dunkle Loch. Es wird eine Fackel entzündet und Nelianis Laterne, dann geht es hinein.

Die Eingangshalle ist recht geräumig. Es gehen vier Gänge ab, einer ist verschüttet. Oiodin lauscht mal in die drei Gänge. In einem hört er die Kinder jammern, im zweiten ist ein Scharren zu hören, im dritten ein Schmatzen.

„Retten wir erst die Kinder, bevor wir den Schatz suchen.“ Meint Nelianis. Sie gehen in den ersten Gang. Es geht ein ganzes Stück in den Berg rein. Die Gänge sind sehr verwinkelt. Dann sehen sie die an die Wand geketteten Kinder. Sahil knackt die Schlösser und die Kinder sind frei. Sie sind entkräftet. Ein paar beruhigende Worte lockern die Stimmung auf und alle begleiten sie zum Höhlenausgang. Dann wird Walkir mit ihnen schon mal den Berg runter geschickt.

Der Rest wendet sich wieder der Höhle zu. Kratosch spürt Richtung Norden Gold. Aber alle drei Gänge gehen in die Richtung. Als erstes wird der eingestürzte Gang untersucht. Kratosch meint der Einsturz ist etwa drei Jahre alt. Er ist aber nur halb hoch, so dass der Drache selber wohl nicht durchgekommen wäre. Es sind aber auch keinerlei Tierspuren zu finden. Nur ein paar alte, kaputte Spinnennetze. Sie gehen weiter.

Kratosch wird aufgeregt und eilt, bis er sich auf einmal bückt. Zwei Dukaten verschwinden in seinen Taschen. „Wir teilen aber nachher?“ „Wenn es genug gibt!“ grinst er zurück. Der Gang ist zu ende. Gleich hat der Zwerg eine neue Spur aufgenommen.

Es geht in die nächste Röhre. Die Wand ist anders. Es ist feucht und das Gestein ist anders. Der Gang ist rau und man hört das Schmatzen. Jetzt sieht man, dass die Wände schleimig sind. Es muss etwas gruseliges sein. Die Freunde machen jede Menge Witze, ob denn hier der Hort sein kann, wenn der Gang gerade erst gemacht wird.

Dann kommen sie um die Ecke. Fünf Nacktschnecken lutschen die Wände ab. Jedes ist vier Meter lang. Als Tobrin „Aus dem Weg, hier kommt der Landvogt!“ brüllt, zucken sie zusammen und richten ihre Stachelwarzen auf.

Schnell springen alle hinter den gerüsteten Ritter in Deckung. Dann kommt die Salve der Dornen. Sie prallen von Tobrins Schild ab. Langsam rückt er vor und Oiodin schließt hinter ihn hervor und Sahil wirft seine Messer, bis sie alle sind. Es sind zwei tot, einer zuckt noch, bis Nelianis endlich schießen kann und den Vierten anschlägt. Sahil wirft mit einem Stein den dritten tot. Oiodin beginnt den fünften anzuschießen. Dann kann Kratosch endlich schießen und ermordet den vierten. Drei Querschläger der Dornensalven fängt Kratoschs Rüstung, die auch zu dick ist. Ein Querschläger trifft Nelianis, kommt aber nicht durch die Rüstung. Der letzte Querschläger erwischt Oiodin und verletzt ihn. Dafür killt er ihn.

Zwischen den toten Schleimbestien werden die Geschosse eingesammelt und sechs Dukaten gesichert. Dann ist der Gang zu ende. „Ich habe doch gewusst, dass hier nichts ist.“ Mault Nelianis. Sie wandern zurück.