Gleich
machen sich alle auf den Weg zu ihren Schränken und beginnen zu packen. Auch
das Satteln der Pferde für Chevalier, David und Lysienne klappt, das
Aufsitzen ist allerdings schon etwas schwieriger. Alle haben etwas
zugenommen. Marla und Clarisande machen es sich mit dem Gepäck auf dem Wagen
gemütlich, den Häuptling Dornow fährt.
Als
man dann nach drei Tagen die Grenze erreicht, sind die Muskeln langsam wieder
die ungewohnte Beanspruchung gewöhnt. Unterwegs sind der Gruppe weitere Flüchtlinge
begegnet. Im Lager müssen jetzt fast 3000 Leute versammelt sein. Die Menschen
sehen gebeutelt und abgerissen aus.
Gleich
nach der Grenze wechselt das Wetter und es beginnt zu regnen. Bis zum Abend
erreichen die Freunde ein Gasthaus, wo man unterkommt. Der Wirt begrüßt seine
einzigen Gäste. Er möchte die Herberge am liebsten verkaufen, da kaum noch
Gäste vorbei kommen. Lysienne würde den Laden glatt kaufen, kann ihn aber
nicht mitnehmen. Sie kauft dem Wirt aber drei Fässer seines einheimischen Wassers
ab. Die Leute sprechen das Wort hier wie Woadgar aus.
Man
berät sich noch, wie es weiter gehen soll. Um zum Königsschoss zu kommen wird
man etwa vier Tage unterwegs sein. Der Wirt wird aber immer noch von einem
Dorf aus der Nähe beliefert. Gerade hat er erst wieder Trockenfisch bekommen.
Da macht man am besten einen kleinen Umweg und schaut mal vorbei. Der Weg
wird einen halben Tag dauern. Zu weit, um nach Feierabend zum Bier zu kommen.
Pech für den Wirt.
Am Abend im Gasthaus, während die anderen Charaktere schon ins Bett
gegangen sind, lassen Chevalier und Lysienne den Abend noch ausklingen. Als
Chevalier ganz harmlos vorschlägt, dass man jetzt vielleicht auch ins Bett
gehen sollte, grinst Lysienne: „Jeder in seins?“ Etwas verdutzt schaut
Chevalier die hübsche Streunerin an, grinst dann aber ebenfalls und sagt: „Das
ist mir egal, eigentlich meinte ich dass jeder in sein Bett geht... (mustert
Lysienne interessiert)... aber wir können uns auch gerne ein Bett teilen!“
Beide sehen sich an, springen dann auf und ziehen sich dann gemeinsam zurück
Morgens
laden alle die Woadgar-Fässer auf und es geht zum nicht-überfallenen Dorf. Chevalier
ist ausnehmend gut drauf und wirkt sehr ausgeruht. Fast hat man das Gefühl,
Übermut hat sich in ihm breit gemacht. Das Dorf liegt auf der anderen Seite
eines mittelgroßen Sees. Die Reiter nehmen den Weg um den See herum. Die
Kutsche fährt hindurch. Die Reiter kommen als erstes an.
Ein
Junge bemerkt sie und schreit. Sofort verstecken sich alle und nur 10 Fischer
mit improvisierten Waffen waren auf dem Dorfplatz auf die Reiter. Chevalier
steigt ab und verbeugt sich höflich. Er erklärt, dass man aus Aargard kommt
und wegen der Flüchtlinge gekommen ist. Die Leute werden etwas lockerer. Sie
meinen, dass sie sich schon gewundert haben, wie viele Wagen an dem See
vorbei gekommen sind. Sie hatten gedacht, dass es Streit zwischen anderen
Klans gegeben hätte. Als Chevalier von den Reitern des Königs berichtet sind
die Leute bestürzt.
Dann
kommt auch die Kutsche an. Die beiden Häuptlinge begrüßen sich herzlich. Der
Ort heißt Sestraff und wird von Vladimir geführt. Sie tauschen Neuigkeiten
und die Geschichte um die Schwarzen Reiter aus. Es kommt jetzt heraus, dass
Dornows Dorf Kalkoffa heißt. Lysienne verschenkt zwei der Woadgar-Fässer. Sie
ist sofort die beliebteste Person im Ort und wird zur Ehrenbürgerin erhoben.
Die
Gruppe reist bald weiter und erreicht bis zum Abend ein weiteres Dorf, was
nach Dornows Meinung noch intakt sein sollte. Als sie in das Dorf kommen,
sind allerdings alle Häuser nur noch Ruinen. Dazwischen liegen zerfetzte
Leichen, die sicher schon einige Zeit tot sind und von den Tieren angefressen
wurden.
„Wir sollten die Toten begraben!“ meint
David.
„Wie Ihr meint. Habt Ihr einen Spaten?“ David
holt einen Klappspaten aus seinem Rucksack und reicht ihn dem Krieger. Der
schaut sich nach einer geeigneten Stelle für eine passende Grube für all die
Toten um.
„Mir wäre es lieber, wenn wir die Leichen
verbrennen würden. Nicht dass noch jemand Unfug mit den Überresten treibt.“
wendet Marla ein.
„Auch wieder war!“ überlegt David.
„Hört mal, Ihr beiden, entscheidet Euch! Wenn
ich jetzt anfange eine Grube auszuheben und Ihr dann die Leichen doch
einäschert, kriegen wir hier richtig Ärger miteinander!“ grummelt Chevalier.
Marla kneift die Augen zusammen: „Ich traue
Dir immer noch nicht!“
„Ja, mach doch, wie Du meinst, kleine Frau.
Ich traue Dir auch nicht und trotzdem würde ich Dich retten!“ schnauzt der
Krieger genervt zurück.
„Was ist denn hier los?“ Clarisande entdeckt
jetzt die streitenden Kollegen.
„Ich soll die Leichen begraben!“ klärt
Chevalier sie immer noch genervt auf.
„Wieso das denn?“ Die Heironeous-Klerikerin
zieht die Augenbrauen hoch.
„Er hat´s gesagt!“ Chevalier zeigt auf David.
„Ich werde mich doch nicht dem Befehl eines Staatsklerikers widersetzen!“
„Nix
da! Die Leichen werden eingesegnet und dann kremiert. Alles andere dauert
doch viel zu lange!“bügelt Clarisande alle anderen Ideen zu dem Thema vom
Tisch. David und Marla grinsen und Chevalier geht resignierend zu seinem
Pferd. Er wird abwarten, bis die Kleriker mit ihren Klerikerdingen fertig
sind. Den Spaten hat er nun allerdings bei seinen Sachen untergebracht.
Die
Freunde beginnen die Leichen auf einen Haufen zu tragen und dort so
ordentlich es geht aufzubahren. Dann werden sie eingesegnet und Marla entzündet
ein Krematoriums-Feuer. Das einzige Haus, was noch steht, ist eine kleine
Scheune. Darin ist das Heu vergammelt, aber man kann einen Lagerplatz frei
räumen. Nur der Wagen muss draußen bleiben.
Marla
schaut sich die verbrannten Häuser an. Sie meint, ein Feuerball wäre hier
eingeschlagen. Immerhin ist sie die mächtigste Magierin Aargards. Nach einem
kurzen Abendessen legen sich alle schlafen. In der Nacht werden die Freunde
von Reitergetrappel geweckt. Sie springen auf und schauen aus Ritzen der
Scheunenwand hinaus.
Während
die Kleriker und die Magierin noch beratschlagen welches die beste Methode
wäre gegen die Reiter vorzugehen, schleichen sich Lysienne und Chevalier
schon mal zum Scheunentor und machen sich mit gezogenen Waffen kampfbereit.
Sie linsen immer wieder durch den Spalt und beobachten die näherkommenden
Gestalten. Auf
dem Dorfplatz reiten 15 Reiter in schwarzen Kapuzenmänteln auf ihren Pferden
ein. Sowohl die Augen der Reiter, als auch der Pferde leuchten rot. Sie
sitzen ab und schauen sich um.
Chevalier
hört plötzlich ein wimmerndes Geräusch hinter sich und als er über die
Schulter blickt, sieht er, das Dornow die Augen in heller Panik aufgerissen
hat und auf ihn zurast um aus der Scheune zu fliehen. Kurz entschlossen reißt
der Krieger die Faust hoch und schlägt den panischen Stammeshäuptling mitten
ins Gesicht bevor er sich selbst und die Gefährten in Gefahr bringen kann.
Wie ein gefällter Baum fällt Dornow um und bleibt bewusstlos am Boden liegen.
Dann beobachten Lysienne und Chevalier weiter
die unheimlichen Wesen mit den rotglühenden Augen. Einer der Finsterlinge
entdeckt den Wagen.
„Hier sind welche, Meister!“ wispert der
Kerl.
„Durchsucht die Scheune!“ weist diese an.
Dem immer noch unter einer Amnesie leidenden
Chevalier bricht der kalte Schweiß aus, als er die wispernden Stimmen hört
und die Wesen auf die Scheune zukommen. Bilder von finsteren, verrottenden
Geistergestalten blitzen vor seinen Augen auf. Leise murmelt er zu Lysienne:
„Ich
erinnere mich an etwas aus meiner Vergangenheit. Da war ein Land aus Blut und
Asche, beherrscht von einer finsteren Macht... ein riesiges Tor... und ein
ewiges Auge, welches mit starrem lidlosem Blick alles überwacht... da war ein
Vulkan... und... ich glaube, ich bin dort gestorben!"
Noch
bevor Chevalier so recht über diese Vision nachdenken kann, kommt von hinten
der Befehl, das Tor ein wenig zu öffnen. David holt sein heiliges Symbol vor und haut
einen Strahl gleißendes Licht zwischen die Reiter. Die fahren zusammen.
„Wir ziehen uns zurück!“ brüllt der Anführer.
Alle sitzen auf und galoppieren davon. Clarisande meint sie sich auflösen
gesehen zu haben. Erst mal atmen alle auf.
„Das sind Untote!“ meint Clarisande. „Der
Anführer könnte ein Vampir sein. Seine Leute sind wohl verschiedene Arten von
Geistern und Wiedergängern, Nachtalpe und ähnliches. Auf jeden Fall sehr
gefährlich. Zumindest nachts.“
Sie schaut die Kollegen an und entdeckt den
bewusstlosen Häuptling.
„Was ist ihm passiert?“ Die Klerikerin schaut
die Freunde an. Sie stellt fest, dass dem Mann der Kiefer gebrochen ist.
„Er ist mir in die Faust gerannt!“ versucht
Chevalier etwas verlegen zu erklären.
„Besser,
als wäre er den Untoten in die Arme gelaufen!“ quittiert Clarisande die
Aktion und legt dem Stammeshäuptling die heilenden Hände auf.
Dann
schauen sich die Freunde draußen vorsichtig um. Tatsächlich findet man nur
die Spuren der Pferde. Aber was wollen die Untoten mit Geld und Nahrung, vor
allem Nahrung! Was geht da im Königspalast vor?
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